Gedanken zum neuen Jahr

Wenn ich das letzte Jahr Revue passieren lasse, dann kommen mir ziemlich zwiespältige Gefühle über das Jahr 2020. 

Ja, vorher habe ich von dem Kronenvirus mal etwas in der Ausbildung und in der Schule gehört, aber betroffen hat mich das nicht. Halt ein Grippevirus mit etwas heftigeren Auswirkungen. Aber dass es mich einmal dermassen betreffen würde, mein Leben solchermassen beeinflussen würde, das habe ich mir nicht vorgestellt. – Aber es ist gekommen. 

Da gab es plötzlich diesen Lock-Down im Frühling, die geschlossene Grenze nach Konstanz, dass mein Bruder und ich uns nicht besuchen konnten, dass sogar Schule und Gottesdienste ausfallen mussten. Das war etwas Unerwartetes. Auch dass Menschen, die ich privat oder aus der Pfarrei gut kenne, ernsthaft erkranken könnten, machte mir wirklich Angst. 

Aber da waren auch die Sommerferien. Und da wir unsere Ferien im Allgemeinen in der Schweiz verbringen, konnten wir diese Ferien im praktisch völlig normalen Rahmen geniessen. Auch wenn es auf dem Campingplatz in Engelberg ungewohnt eng wurde. Zum Glück gab es da aber noch die kleinen, unbekannten Campings, die noch genug Platz hatten und durch die Coronakrise sogar die Plätze vergrössert hatten und uns so wahrhaft luxuriöse Ferien ermöglicht haben. 

Ja, diese Zeit konnten wir wirklich geniessen – und vielleicht hat mancher in dieser struben Zeit ebenfalls den einen oder andern Lichtstrahl gefunden und kann auf positive Ereignisse und Erlebnisse zurückschauen, die schön waren und gutgetan haben. 

Es ist wichtig, sich diese guten und schönen Erlebnisse bewusst zu machen. Auch wenn es vielleicht nicht viele waren. 

Aber wenn wir uns nicht das Schöne und Gute, dass es bestimmt auch in diesem Jahr gab, präsent machen, dann überwiegt das Negative und wir schauen mit Abscheu und Verdruss auf ein Lebensjahr zurück, das, auch wenn es für uns manche Einschränkung, Schwierigkeit und Probleme gebracht hat, unwiederbringlich verloren ist. 

Am Ende darf ich davon ausgehen, dass auch und gerade in diesem Jahr, Gott nicht von meiner Seite gewichen ist. Er ist durch all diese Coronatests (und es waren mehr als 3!), durch alle Mühen und Plagen im Privaten und Pfarreilichen, mitgegangen und hat sein Versprechen mit Sicherheit auch dieses Jahr gehalten: «Ich bin bei Euch alle Tage. Bis zum Ende der Welt». (Mt 28,20b) 

Und so schaue ich voller Spannung und auch etwas gelassener in das neue Jahr 2021. Denn Gottes Zusage hat kein Ablaufdatum. Er wird mich und meine Familie durch alles Schwierige, das mich 2021 erwartet, begleiten. Er wird nicht von meiner Seite weichen, egal, was da kommen mag. Und ich bin froh, dass ich nicht weiss, was kommen wird. Ich bin aber auch froh, dass ich weiss, dass Gott mich begleiten wird. Durch alle Mühe und durch alles Schöne. Auch das wird kommen. Und darauf freue ich mich! Was könnte mein Leben positiver und gesünder gestalten als die Freude! Die Freude auf das, was ich zwar noch nicht kenne, das aber genau so sicher kommen wird wie das Schwere. Durch alles wird mich Gott begleiten. Bin ich dankbar, dass ich das glauben darf. 

Christian Fischer-Feierabend, Diakon